Altkanzler Schröder angeblich zu Gesprächen in Moskau

In Deutschland ist der Altkanzler wegen seiner Arbeit für russische Energiekonzerne stark umstritten. Nun soll er offenbar Gespräche mit Wladimir Putin führen. Abgesprochen war seine Reise allerdings nicht.  

Altkanzler Gerhard Schröder ist zu Besuch in Moskau, um Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu treffen. Das berichten sowohl “Politico” als auch “Bild”. Der Altkanzler, der hohe Posten in russischen Staatskonzernen bekleidet, soll sich um eine Vermittlung im Ukraine-Krieg bemühen, heißt es.

Der Sozialdemokrat soll zuvor in Istanbul einen ukrainischen Vertreter getroffen haben. In der türkischen Hafenstadt verhandelten am Donnerstag die Ukraine und Russland über eine mögliche Waffenruhe, jedoch ohne Ergebnis. Offenbar soll die ukrainische Regierung laut den Berichten um Schröders Hilfe gebenten haben. “Die Ukraine wollte sehen, ob Schröder eine Brücke für den Dialog mit Putin bauen kann”, heißt es von einer mit der Sache vertrauten Person. Eine offizielle Bestätigung für die Besuche gab es zunächst nicht.

SPD und Bundesregierung wusste von nichts

Laut Informationen von t-online war weder die Bundesregierung noch die SPD-Spitze in Schröders Moskau-Visite eingeweiht. SPD-Chef Lars Klingbeil forderte zuletzt eine klare Distanzierung Schröders von Putin. Gegenüber dem “Spiegel” begrüßte er allerdings Schröders Vorstoß: “Klar ist: Alles, was hilft, diesen grauenvollen Krieg in der Ukraine zu stoppen, ist gut.” Ähnlich äußerte sich SPD-Politiker Ralf Stegner: “Unabhängig davon, für wie realistisch man selbst eine solche Möglichkeit einschätzt, wäre es großartig, wenn der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder seine persönliche Verbindung zu Putin dazu nutzen könnte, in Moskau tatsächlich Fortschritte für eine Waffenruhe und umfassende humanitäre Hilfen für die Ukraine zu erreichen.”

Bislang will Schröder auf seine Posten in der russischen Energiewirtschaft nicht verzichten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), einst Generalsekretär seiner Partei unter Schröder, wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. “Ich möchte das nicht kommentieren”, antwortete der SPD-Politiker am Donnerstag am Rande eines EU-Gipfels im französischen Versailles auf eine entsprechende Frage.

Ukrainischer Botschafter war nicht informiert

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, sagte der Deutschen Presse-Agentur, er glaube nicht, dass die Initiative zu Schröders Besuch von seiner Regierung ausging. “Mir ist davon nichts bekannt. Ich kann mir schwer vorstellen, dass meine Regierung Schröder darum gebeten hat.” Noch vor einer Woche hatte Melnyk vorgeschlagen, dass Schröder zwischen der Ukraine und Russland vermitteln solle. “Er ist einer der wenigen hier in Deutschland, die womöglich noch einen direkten Draht zu Herrn Putin haben. Es gibt keinen, der so etwas hat in Deutschland und den anderen europäischen Ländern”, sagte Melnyk der “Bild”.

Schröders Ehefrau Soyeon Schröder-Kim hatte am Samstag auf Instagram geschrieben: “Ihr könnt sicher sein, was auch immer mein Mann tun kann, um zur Beendigung des Krieges beizutragen, wird er tun und zwar unabhängig von Ultimaten der SPD oder anderen Organisationen wie etwa dem DFB.” Am Donnerstagabend veröffentlichte Schröder-Kim ein Foto, das sie in Moskau in der Nähe des Kremls zeigt.

Der frühere Kanzler gilt als langjähriger Freund von Präsident Putin, der am 24. Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat. Wegen seiner Verbindungen nach Moskau steht Schröder seit langem in der Kritik, vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs gab es zunehmend Druck, weil er seine Geschäftsbeziehungen zu Russland nicht aufgab. Konkret geht es um Posten bei den Erdgas-Pipeline-Unternehmen Nord Stream 1 und 2 sowie beim russischen Ölkonzern Rosneft, wo er Aufsichtsratschef ist.

Der Ex-Kanzler hatte sich am 24. Februar öffentlich auf seiner Seite im Online-Netzwerk LinkedIn zum Krieg in der Ukraine geäußert. In seinem Beitrag forderte er Russland dazu auf, den Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Gleichzeitig betonte er, dass bei notwendigen Sanktionen die politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Russland nicht ganz gekappt werden dürften.

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