Trotz Corona leichter Anstieg bei Pflegeazubis in Thüringen

Trotz erschwerter Bedingungen durch die Corona-Pandemie haben 2021 mehr junge Menschen als in den Vorjahren eine Ausbildung in der Pflege aufgenommen. 1692 begannen im Herbst eine Ausbildung an Kliniken oder in Pflegeeinrichtungen, wie das Thüringer Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte. Dies seien 55 mehr als vor gut einem Jahr. Nach Einschätzung des Ministeriums und auch von Ausbildern macht sich in dieser Entwicklung der Effekt der 2020 in Kraft getretenen Ausbildungsreform in der Pflege bemerkbar – vor allem der Wegfall des Schulgeldes für Azubis an nichtstaatlichen Schulen. Wie häufig eine Ausbildung abgebrochen wurde, ist laut Ministerium für 2021 noch nicht erfasst.

Auch der Umstand, dass Betriebe anderer Branchen wegen der Corona-Pandemie weniger ausbildeten, spiele eine Rolle bei dem Zuwachs, sagte Uta Ducke, Pflegedienstleiterin am Krankenhaus Apolda (Weimarer Land). Das Krankenhaus hat im Herbst 18 statt wie bisher 10 neue Azubis eingestellt, zugleich wickelt es gemeinsam mit einem Apoldaer Seniorenheim die Ausbildung nunmehr über die Pflegeschule eines privaten Trägers ab, und nicht mehr über eine staatliche Berufsschule. Dies habe den Vorteil der Praxisnähe, sagte Ducke. “Die lebensechte Situation mit Patienten ist etwas ganz anderes als das Lehrkabinett.” In Thüringen verfügen laut Ministerium fünf Krankenhäuser über eigene Pflegeschulen.

Der Wegfall des Schulgelds für Azubis an privaten Schulen wird in Thüringen über einen von Land und Krankenkassen finanzierten Fonds ermöglicht. Aus dem Fonds standen 2021 laut Ministerium knapp 90 Millionen Euro zur Verfügung. Das Land trägt acht Millionen Euro. 2022 soll der Finanzbedarf auf rund 125 Millionen Euro steigen, mit einem Landesanteil von 11 Millionen Euro. “Ohne den Fonds gäbe es unsere Pflegeschule nicht”, sagte die Apoldaer Pflegedienstleiterin Ducke. Das Schulgeld für Pflege-Azubis galt bislang als ein Hindernis im harten Konkurrenzkampf auf dem Ausbildungsmarkt.

Mit der 2020 in Kraft getretenen Reform wurde die bislang fachlich getrennte Berufsausbildung in den verschiedenen Pflegebereichen – Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege – vereinheitlicht. 2019 hatten 1392 junge Leute eine Lehre in der Pflege begonnen, 2020 waren es bereits 1637.

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