Feuer nach Angriffen auf Europas größtes Atomkraftwerk gemeldet

Das russische Militär hat Berichten zufolge das Kernkraftwerk Saporischschj angegriffen. Menschen vor Ort berichten von einem Brand nahe des Akw. Die Lage ist unübersichtlich. 

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Bei Kämpfen nahe Europas größtem Atomkraftwerk bei der südukrainischen Großstadt Saporischschja soll nach Angaben der örtlichen Verwaltung ein Feuer ausgebrochen sein. Die Atomanlage sei von russischen Truppen “bombardiert” worden, ein Brand sei ausgebrochen, sagte ein Sprecher des Akws in einem in der Nacht zum Freitag im Internetdienst Telegram veröffentlichten Video. Laut ukrainischen Medien sollen Geschosse ein Verwaltungsgebäude getroffen haben. Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. 

Die Ukraine forderte ein sofortiges Ende der Angriffe auf das Atomkraftwerk. “Wenn es explodiert, wird das zehnmal größer sein als Tschernobyl! Russen müssen sofort das Feuer einstellen”, schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba in der Nacht zum Freitag auf Twitter. Der Regierung zufolge seien auch die Feuerwehrmänner, die versuchten, den Brand zu löschen, unter Beschuss.

Im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine war es am 26. April 1986 zu einer der schlimmsten Katastrophen bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie gekommen. Nach der Explosion eines Reaktorblocks des Atomkraftwerks verteilten sich radioaktive Stoffe über mehrere Tage über weite Teile Europas.

Video in sozialen Medien soll russische Angriffe zeigen

Die Gefechte müssten aus Sicherheitsgründen sofort eingestellt werden, forderte auch der Bürgermeister der nahen Stadt Enerhodar, Dmytro Orlow, in der Nacht zu Freitag per Nachrichtendienst Telegram. Zuvor hatte er über etwa 100 russische Militärfahrzeuge in dem Gebiet berichtet. In der Stadt Enerhodar seien Schüsse zu hören, teilte er mit. In den sozialen Medien kursierte ein Video, das die Angriffe zeigen soll.

Botschafter spricht von russischer Besetzung des Akw

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hatte “Bild” am Abend gesagt, das Atomkraftwerk sei nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle. Dafür gab es zunächst keine offizielle Bestätigung.

Russland hatte der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien zufolge mitgeteilt, dass russische Einheiten das Gebiet um das Atomkraftwerk am Fluss Dnipro unter ihre Kontrolle gebracht hätten. Das IAEA teilte am frühen Freitagmorgen auf Twitter mit, es sei über die Berichte zu den Angriffen informiert und stehe in Kontakt mit den ukrainischen Behörden.

Das Kraftwerk ist mit seinen sechs Reaktorblöcken das leistungsstärkste der EU und generiert etwa ein Viertel der Stromerzeugung der Ukraine.

Kühltürme des Kernkraftwerks Saporischschja (Archivbild): Die Anlage liegt direkt am Fluss Dnepr. (Quelle: Dmytro Smolyenko/imago images)

Bürgermeister Orlow hatte zuvor berichtet, russische Truppen hätten einen von Zivilisten errichteten Kontrollposten unter Beschuss genommen. Dabei seien zwei Menschen verletzt worden. Auch diese Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Russland dementiert vehement, gezielt Zivilisten anzugreifen.

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