Hochwasser an der Ahr war Stunden vorher klar

Am Nachmittag vor dem zerstörerischen Ahr-Hochwasser stand nach Einschätzung von Wasserbauingenieur Boris Lehmann fest, dass man es mit einer Katastrophe zu tun hatte. “Ab dem Moment, in dem klar war, dass Hochwasserschutzmaßnahmen versagen”, gehe die Verantwortlichkeit an die Zuständigen vor Ort, sagte der Professor der Technischen Universität Darmstadt am Freitag im Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe des Landtags Rheinland-Pfalz. Diese Situation sei mit der vom Landesamt für Umwelt (LFU) ausgegebenen Warnstufe 2 eingetreten.

“Die Schlussfolgerung, dass es zu einer nie da gewesenen Flut kommt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch von der Kreisverwaltung gezogen worden”, sagte der Sachverständige in Mainz. Die Schwierigkeit sei aber die Frage gewesen, wo die Flut lang komme und welche Empfehlungen auszusprechen seien.

Das LFU habe die Vorwarnzeit aus seiner Sicht nicht verbessern können. Die Flutkatastrophe sei “auf keinen Fall” schon 24 Stunden oder noch länger im Vorfeld absehbar gewesen. Die Gewissheit, dass es zu einer Flutkatastrophe komme, könne nicht allein von Regenmengen abgeleitet werden.

Für den Umgang mit einem solchen Extrem-Hochwasser ist nach Auffassung eines Sachverständigen aus dem Umweltministerium in Baden-Württemberg eine fachlich fundierte kommunale Hochwasseralarm- und -einsatzplanung “unerlässlich”. “Die Pläne müssen vor Ort aufgestellt werden, weil ich Informationen vor Ort brauche”, sagte Jürgen Reich im Untersuchungsausschuss.

Reich und Lehmann wiesen darauf hin, dass es nach der Warnung des LFU auf eine enge Kommunikation zwischen der Landesbehörde und den Kommunen ankomme. Bei der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli sind 134 Menschen an der Ahr ums Leben gekommen. Hunderte wurden verletzt und große Teile des Tals verwüstet.

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